Chronische Entzündungen

  • Chronische Entzündungen können sich in vielen Bereichen des Körpers abspielen. Meist entwickeln sich Rötung, Schwellung, Überwärmung und anhaltende Schmerzen. Bleibt die Entzündung weiter bestehen, kommt es zu einer degenerativen Veränderung des betroffenen Gewebes oder Organs. Das kann z.B. eine Zirrhose (Vernarbung) sein, im Falle einer chronischen Hepatitis (Leberentzündung), ein Knorpelschaden im Rahmen einer nicht ausgeheilten Arthritis (Gelenkentzündung) oder eine defekte Schleimhaut, hervorgerufen durch eine chronische Darmentzündung. Aus Sicht der komplementären Medizin liegen diesen „verschiedenen“ chronischen Entzündungen oft die gleichen Ursachen zu Grunde. Das sind vor allem:

    • Toxische Belastungen (Schwermetalle, Umweltnoxen, Wohngifte
    • Darmdysbiose (Fehlbesiedelung des Darms mit der Folge einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut)
    • Herderkrankungen (lokale Entzündungen, die in den Körper streuen und weitere Entzündungen in anderen Organsystemen hervorrufen)
    • Zahnherde (wurzelgefüllte Zähne, Kieferostitis)
    • Störung des inneren Milieus
    • Ernährungsfehler
    • Häufige Einnahme von Antibiotika oder Cortison
    • Belastungen durch Viren, Bakterien oder Pilze

    Im Folgenden soll am Beispiel der chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis) der Prozess einer chronischen Entzündung exemplarisch dargestellt werden. 

  • Bei der chronischen Mandelentzündung, Tonsillitis liegt eine Art "Dauerentzündung" des Mandelgewebes vor. Bakterienprodukte und abgestorbene Zellen lagern sich im Mandelgewebe ab und unterhalten eine ständige Entzündung. Das führt zur zunehmenden Vernarbung und Zerklüftung des Gewebes, wodurch das Krankheitsgeschehen weiter vorangetrieben wird.

    Im Blutbild ist die Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gering und selten stark ausgeprägt. Auch die Blutsenkungsreaktion ist meist nur geringgradig beschleunigt. Im Abstrich aus den Mandelkrypten sind oft Bakterien (Streptokokken) nachweisbar und im Blut sind manchmal vermehrt Antikörper (ASL = Antistreptolysin) gegen Gifte (Toxine) der Streptokokken zu finden. Diese Dauerentzündung des Mandelgewebes ist ein typisches Beispiel für eine sogenannte „Herderkrankung“, ein langanhaltender Entzündungsvorgang im Körper, der den gesamten Organismus belastet.


    Info: Herderkrankung

    Als "Herdgeschehen“ bezeichnet man einen chronischen Entzündungsprozess im Körper, der eine Reihe von toxischen Abbauprodukten im Organismus freisetzt und damit zu einer permanenten Beeinträchtigung des Immunsystems führt. Die häufigsten Quellen solcher Herde sind v.a. die Zähne, die Nasennebenhöhlen, der Darm, der Blinddarm und die Mandeln (Tonsillen).

    Durch Ausbreitung der Bakterien (v.a. Streptokokken) und Bakterienprodukte aus einem solchen „Herd“ in den Körper kann es zu verschiedenen Symptomen kommen: z.B. Gelenkschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Nierenschmerzen, Leberstörungen und Hautprobleme. Darüber hinaus werden zahlreiche Erkrankungen wie das rheumatische Fieber, die Glomerulonephritis (Entzündungen der Niere) und die Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) mit einem Herdegeschehen in Verbindung gebracht.


    Ursachen

    Die Gaumenmandeln liegen am Übergang von der Mundhöhle zum Rachen zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen. Sie sind neben anderen Geweben des Körpers für die Ausbildung bestimmter Immunzellen mit verantwortlich. Dieser Prozess erfolgt v.a. in den ersten Lebensjahren, wobei die Größe der Mandeln vom 1. bis 3. Lebensjahr stetig zunimmt (Gipfel um das 3. und 7. Lebensjahr) und mit Beginn der Pubertät wieder abnimmt. Folgende Faktoren können eine chronische Mandelentzündung hervorrufen:

    • Zahnmaterialien (Amalgam)
    • Falsche Ernährung (zu viel Milchprodukte)
    • Nahrungsunverträglichkeiten
    • Darmdysbiose
    • fortgeleitete Entzündungen aus den Ohren oder dem Kiefer


    Symptome
    Folgende Symptome kommen besonders häufig vor:

    • häufig wiederkehrende Infekte
    • ständige Lymphknotenschwellung im Halsbereich
    • bei Mandelpfröpfen (Detritus): "Foetor ex ore" (Mundgeruch) und schlechter Geschmack
    • meist uncharakteristische Schluckbeschwerden und häufiges Kratzen im Hals
    • immer wiederkehrendes Gefühl, einen "dicken Hals" zu haben
    • Trockenheitsgefühl im Rachen


    Behandlungsmöglichkeiten

    Antibiotika
Meist wird bei einer Streptokokken-Infektionen Penicillin verabreicht; das ist, wie neuere Erkenntnisse vermuten lassen, nicht die optimale Wahl. Untersuchungen deuten darauf  hin, dass die klinisch bedeutsamen Gruppe A-Streptokokken dauerhaft in menschlichen Zellen überleben können, so auch in den Zellen des Mandelgewebes. Lange Zeit machen sich die Bakterien dann nicht bemerkbar, irgendwann allerdings kommen sie wieder zum Vorschein, dringen in andere Körpergewebe vor und lösen erneut Krankheitssymptome aus.


    Eine solche persistierende Infektion lässt sich mit Penicillin nicht dauerhaft besiegen. Der Grund dafür ist, dass das Penicillin nicht in die Epithelzellen der Mandeln eindringen kann. Folglich können die dort überdauernden Streptokokken auch nicht effektiv bekämpft werden. Eine mögliche Lösung besteht laut neueren mikrobiologischen Untersuchungen darin, auf andere Antibiotika auszuweichen. Medikamente wie z.B. Erythromycin oder Azithromycin haben die Fähigkeit in die Epithelzellen zu gelangen. Sie entfalten dann dort ihre Wirkung und töten die bakteriellen Keime, die sich im Zellinneren festgesetzt haben. Die Behandlungsform mit Antibiotika verschafft jedoch oft nur eine kurzfristige Besserung der Symptome und ist immer auch mit der Gefahr von Resistenzen gegen bestimmte Keime verbunden. Deshalb sollten diese sparsam und nur gezielt eingesetzt werden.

    • Antitoxine (aus angereichertem Serum hergestellte spezifische Immunstoffe z.B. gegen Streptokokken)
    • Mikroimmun-Therapeutika (siehe Mikroimmuntherapie)
    • Bakterienhydrolysate
    • Homöopatika (helfen oft erstaunlich gut in Verbindung mit anderen Mitteln)
    • Phytotherapeutika
    • Akupunktur
    • Neuraltherapie (Entstörung von Herden)